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Robert König (Technische Universität Berlin):

Bildungsverfahren Berührung und Verkörperung: Schematisierungsstufen im Formenparadimga der Schreib- und Schriftzuggesten

Vortrag im Rahmen von „Das Konkrete als Zeichen“, 12. Internationaler Kongress der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS), Stuttgart, 9. bis 12. Oktober 2008; Sektion „Gesten in der Kommunikation: Prozesse der Konkretisierung und Abstraktion“.

 

 

Der Vortrag basiert auf Forschungsergebnissen meines Dissertationsprojekts mit dem Titel „Illustriertes Erzählen: Verfahren gestischer Ikonisierung und ihr Gebrauch im Kabarett Konrad Beikirchers“, dem ein Videokorpus von einer Auftrittsreihe des Kabarettisten zugrundeliegt.

Berührung und Verkörperung werden als die zwei einzigen Bildungsarten für manuelle Gesten angenommen. Gesten werden also aus Handlungen abgeleitet konzipiert und Ikonizität als das leitende Prinzip angenommen. Ein produktionsorientierter Ansatz trägt dem Rechnung. Man beschreibt Gesten dann auf einer propositionalen Ebene, deren verbale Äquivalente zur Disposition stehen.

Anhand der zweidimensionalen Objektgruppe der Schreib- und Schriftzuggesten werden die Formparadigmen von Gesten entsprechend der Bildungsweise vorgestellt, sowie ihre Genese und Bedingungen erklärt. Schreib- und Schriftzuggesten eignen sich durch ihre inhärent kodierte Form für die exemplarische Darstellung von Schematisierungsprozessen in Gesten, bei denen erst die inhärente Kodierung aufgegeben und zunehmend auch die generalisierte geometrische Form durch immer einfachere ersetzt wird.

Ferner wird diskutiert, welche Bezugnahmen durch welche Formen realisierbar und wie diese objekttyp-spezifisch klassifizierbar sind. Vordergründig geht es hierbei um den Zusammenhang zwischen formalen Schematisierungs- und semantischen Generalisierungs­prozessen. Auf der Basis des Videokorpus wird ein Zusammenhang zwischen gestischer Form und koverbalen Ausdruck empirisch untersucht, der sich – erwartungsgemäß – nur bedingt als systematisch erweist.

Nebenbei wird auch die Frage der Transitivität von Gesten berührt, d.h. auf materielle (Ersatz-)Objekte bezogene manuelle Handlungen. Auch für diesen Formbildungsaspekt werden Schematisierungen aufgezeigt.